De Nicaraguaanse schrijfster, dichteres en ex-politica Gioconda Belli werd geboren op 9 december 1948 in Managua. Zie ook mijn blog van 9 december 2006 en ook mijn blog van 9 december 2007 en ook mijn blog van 9 december 2008.
Uit: Scroll of Seduction
Manuel said he would tell me the story of the Spanish queen, Juana of Castile, and her mad love for her husband, Philippe the Handsome, but only if I agreed to certain conditions.
He was a professor at Complutense University. His specialty was the Spanish Renaissance. I was seventeen years old, a high school student, and from the age of thirteen, since the death of my parents in a plane crash, I had been at a Catholic boarding school run by nuns in Madrid, far from my small Latin American country.
Manuel's voice rose densely within me, like a surging tide on which floated faces, furnishings, curtains, the adornments and rituals from forgotten times.
"What conditions?" I asked.
"I want you to imagine the scenes I describe for you in your mind's eye, to see them and see yourself in them, to feel like Juana for a few hours. It won't be easy for you at first, but a world created with words can become as real as the shaft of light that at this moment illuminates your hands. It's been scientifically proven that whether we see a lit candle with our eyes open or imagine it with our eyes closed, the brain has an almost identical reaction. We can see with our minds and not just our senses. In the world I'll conjure up, if you accept my proposal, you will become Juana. I know the facts, the dates. I can place you in that world, in its smells and colors; I can make you feel its atmosphere. But my narrationbecause I'm a man and, what's worse, a rational, meticulous historiancan never captureI can never capturewhat's inside. No matter how I try, I can'timagine what Juana felt when she set off, at sixteen, on the armada's flagship, accompanied by one hundred and thirty-two vessels, to marry Philippe the Handsome."
"You said she didn't even know him."
"She'd never laid eyes on him. She disembarked in Flanders, escorted by five thousand men and two thousand ladies-in-waiting, to find that her fiancé was not at the port to meet her. I can't imagine how she felt, just as I can't begin to conceive of her innermost thoughts when she finally met Philippe at the monastery in Lierre and they fell so suddenly, so thoroughly, so violently in love that they asked to be married that very night, so anxious were they to consummate a marriage that had actually been arranged for reasons of State."
How often had Manuel made reference to that initial meeting? Perhaps he enjoyed seeing me blush. I smiled to dissimulate. Although I had spent the last several years in a convent, surrounded by nuns, I could picture the scene. I had no trouble at all imagining what Juana must have felt.
"I see that you understand." Manuel smiled. "I just can't stop picturing that young womanone of the most educated princesses in all of the Renaissancewho, after succeeding to the throne of Spain, was locked up in a palace at the age of twenty-nine and forced to remain there until she died, forty-seven years later. During her formative years she was tutored by one of the most brilliant female philosophers of the day, Beatriz Galindo, known as 'La Latina.' Did you know that?"
Gioconda Belli (Managua, 9 december 1948)
De Duitse dichter, schrijver en vertaler Michael Krüger werd geboren op 9 december 1943 in Wittgendorf. Zie ook mijn blog van 9 december 2008.
Uit: Die Tiere kommen zurück
Manche Autofahrer stiegen aus, um das Tier auf die rechte Fahrbahn zu bugsieren, zuckten aber zurück, wenn die Kuh ihren schweren Kopf mit ausholendem Schwung in ihre Richtung bewegte. Hatten sie Angst um den Lack ihrer Autos, die neben der pompösen Kuh lächerlich klein wirkten, wie Spielzeuge?
Wie um die Rechtmäßigkeit ihrer Anwesenheit auf genau dieser linken Straßenseite zu unterstreichen, hob die Kuh nun den Schwanz und ließ einen pladdernden Haufen auf das Pflaster klatschen. Selbst der sonst so grämliche Herr Pipo musste lachen, weil diese für die Kuh selbstverständliche Handlung in unserer Straße etwas zutiefst Verletzendes, zugleich aber auch aufreizend Komisches hatte. Und als hätte die Kuh nicht für genug Verwirrung gesorgt, knickte das mächtige, nun bereits von einer vielköpfigen Menge bestaunte Tier mit den Vorderbeinen ein und ließ sich schließlich in voller
Länge auf der Fahrbahn nieder.
Was für ein Bild: die Kuh in der Schillerstraße, Menschen, die aus allen Fenstern hängen und dies lauthals kommentieren, Kinder, die lachen, und andere, die der Kuh mit den pelzigen Ohren und den melancholischen Augen Grünzeug bringen, Alte mit bedenklicher Miene, die »Das ist der Anfang vom
Ende« zu sagen scheinen, und ein Polizist, der den skandalösen Sachverhalt wieder und wieder in sein Funkgerät sprechen muss, weil man ihn in der Zentrale offenbar für geisteskrank hält.
Doch, eine Kuh!, rief er, rot angelaufen, in der feixenden Menge, in der Schillerstraße, bitte kommen!
Aber es kam kein Streifenwagen. Dafür hüpfte ein eleganter Springbock durch die Menge, als wollte er zeigen, zu welchen extravaganten Bewegungen ein Lebewesen fähig sein kann. Und schon war er, wie eine Erscheinung, wieder verschwunden. Mich hielt es nun auch nicht länger in Pipos Friseurgeschäft. Besonders die rhetorisch unergiebige Einsilbigkeit des Italieners, seine rituellen Beschwörungen des nahenden Untergangs grenzten an Narretei. Was war denn geschehen? Ein paar
Heidschnucken hatten sich in unser Viertel verlaufen, eine Kuh, der Abgase und des Verkehrs überdrüssig, hatte sich auf die Fahrbahn gelegt, und ein afrikanischer Springbock war in drei Sätzen durch die Menge geflogen, von Untergang konnte keine Rede sein, eher von einer Belebung.
Wir haben doch auch das Problem der Füchse und Waschbären gelöst, sagte ich, schon unter der Tür, erinnern Sie sich? Das hätte ich nicht sagen sollen, denn nun brach die ganze Angst aus Herrn Pipos geknechteter Seele. Tatsächlich hatte er kürzlich, als Waschbären nachts die Mülltonnen geplündert hatten und Füchse durch die Straßen geschnürt waren, davor gewarnt, die Stadt kampflos aufzugeben und den wilden Tieren zu überlassen.
Michael Krüger (Wittgendorf, 9 december 1943)
De Duitse schrijver en schilder Wolfgang Hildesheimer werd geboren op 9 december 1916 in Hamburg. Zie ook mijn blog van 9 december 2008.
Uit: Eine größere Anschaffung Eines Abends saß ich im Dorfwirtshaus vor (genauer gesagt, hinter) einem Glas Bier, als ein Mann gewöhnlichen Aussehens sich neben mich setzte und mich mit vertraulicher Stimme fragte, ob ich eine Lokomotive kaufen wolle. Nun ist es zwar ziemlich leicht, mir etwas zu verkaufen, denn ich kann schlecht nein sagen, aber bei einer größeren Anschaffung dieser Art schien mir doch Vorsicht am Platze. Obgleich ich wenig von Lokomotiven verstehe, erkundigte ich mich nach Typ und Bauart, um bei dem Mann den Anschein zu erwecken, als habe er es hier mit einem Experten zu tun, der nicht gewillt sei, die Katz im Sack zu kaufen, wie man so schön sagt. Er gab bereitwillig Auskunft und zeigte mir Ansichten, die die Lokomotive von vorn und von den Seiten darstellten. Sie sah gut aus und ich bestellte sie, nachdem wir uns vorher über den Preis geeinigt hatten, unter Rücksichtsnahme auf die Tatsache, daß es sich um einen second-hand-Artikel handelte. Schon in derselben Nacht wurde sie gebracht. Vielleicht hätte ich daraus entnehmen sollen, daß der Lieferung eine anrüchige Tat zugrunde lag, aber ich kam nun einmal nicht auf die Idee. Ins Haus konnte ich die Lokomotive nicht nehmen, es wäre zusammengebrochen, und so mußte sie in die Garage gebracht werden, ohnehin der angemessene Platz für Fahrzeuge. Natürlich ging sie nur halb hinein. Hoch genug war die Garage, denn ich hatte früher einmal meinen Fesselballon darin untergebracht, aber er war geplatzt. Für die Gartengeräte war immer noch Platz. Bald darauf besuchte mich mein Vetter. Er ist ein Mensch, der, jeglicher Spekulation und Gefühlsäußerung abhold, nur die nackten Tatsachen gelten läßt. Nichts erstaunt ihn, er weiß alles, bevor man es ihm erzählt, weiß es besser und kann es erklären. Kurz, ein unausstehlicher Mensch. Nach der Begrüßung fing ich an: Diese herrlichen Herbstdüfte ... Welkendes Kartoffelkraut, sagte er. Fürs erste steckte ich es auf und schenkte mir von dem Kognak ein, den er mitgebracht hatte. Er schmeckte nach Seife, und ich gab dieser Empfindung Ausdruck. Er sagte, der Kognak habe, wie ich auf dem Etikett ersehen könne, auf den Weltaufstellungen in Lüttich und Barcelona große Preise erhalten, sei daher gut. Nachdem wir schweigend mehrere Kognaks getrunken hatten, beschloß er, bei mir zu übernachten und ging den Wagen einstellen. Einige Minuten darauf kam er zurück und sagte mit leiser, leicht zitternder Stimme, daß in meiner Garage eine große Schnellzuglokomotive stünde. ich weiß, sagte ich ruhig und nippte von meinem Kognak, ich habe sie mir vor kurzem angeschafft. Auf seine zaghafte Frage, ob ich öfters damit fahre, sagte ich nein, nicht oft, nur neulich nachts hätte ich eine benachbarte Bäuerin, die ein freudiges Ereignis erwartete, in die Stadt, ins Krankenhaus gefahren. Sie hätte noch in der Nacht Zwillingen das Leben geschenkt, aber das habe wohl mit der nächtlichen Lokomotivfahrt nichts zu tun. Übrigens war das alles erlogen, aber bei solchen Gelegenheiten kann ich oft diesen Versuchungen nicht widerstehen. Ob er es geglaubt hat, weiß ich nicht, er nahm es schweigen zur Kenntnis, und es war offensichtlich, daß er sich bei mir nicht mehr wohl fühlte. Er wurde ganz einsilbig, trank noch ein Glas Kognak und verabschiedete sich. Ich habe ihn nicht mehr gesehen.
Wolfgang Hildesheimer (9 december 1916 21 augustus 1991)
09-12-2009 om 20:23
geschreven door Romenu
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