J. Dreyfsandt zu Schlamm : Deutsche Gedichte 4
Teil 4
02-02-2008
TRAUERMARSCH
Ich gehe Der Musikkapelle voraus Das tue ich ja öfter Spiele auf Meiner alten Traversflöte Das Largo meines Ewigen Verdrusses
In meinem Rücken fühle ich Die Vibration der Trommelschläger, Mit kaltem Zittern gepaart, In wehmütiger Reihe das Geräusch Der Klarinettenbrüder
Ich gehe voraus, Spüre Die Tragik in meinen Beine geerdet
Der letzte Gang, Getragen wird Meine junge Braut
01-02-2008
GEBROCHENE SPRACHE
Und dann, Zum anderen, Senkte sich die Stille
Es fehlte Lippensprache Verdutzt die sich Allmählich Eingeschlichene Kühle
Das helle Licht Gedeihte dunkel zu Das verbeißen War nur auf Schwarz gerichtet
Räume mit Verstummten Gedanken, Wirrwarr von Hirngespinst, Welche die Wirklichkeit Verachteten
25-01-2008
DIE HARFENISTIN
Spiel mit mir Noch einmal am Holz, Mit Saiten vergittert Von der Erde zum Himmel
Schenke uns, die Stimmen Von Engeln, welche singen Durch den Klang von Trompeten und Geigen
Wo ich in meinem Späten Frühling die Finger Noch einmal von ihr Berühren möchte
Angelehnt an mich das Muskalische Fenster wie ein Ewiges Denkmal, Das mich führen wird In liebliche Tiefen und Himmlische Sehkreise
Damit wiederum Das nicht Geschaffene Durch Klangfarbe geboren wird
Ich strecke meine Finger, Wo sie erst Und wohl durch viele Jahre Wie von selbst an ihr klebten Wo nun die Geistesstärke mich Zum Ende schicken muss
Spiel mit mir noch einmal In meinem späten Frühling Dann werde ich sterben Bei toten Saiten
24-01-2008
IZABELLA
Warum sehe ich doch immer wieder die bleiche Frau Mir gescheit anschauwend mit dunklen Augen Und Haar das auseinanderfällt über ihren fragilen Schultern Wie schwarze hauchfeinen Fäden welche nicht zulassen Das ich meine Häende ausweite, wenn ich das möchte Irhe roten herausfordernden Lippen Saugen mir noch näher nach ihrem Leib Sie schweift ab, ich verfehle meinen Ziel Und verstricke mir in einem erotischen Gefühl Wenn ich in Gedanken mit ihr die Liebe machen
21-01-2008
ICH SCHREIBE DIR DIES
Ich schreibe dir dies Wenn das Schwarz Noch die Fenster Bedeckt
Und Ruhe Neben Stille sitzt Als ob die Nacht, Spielend, noch kurz, Die Ewigkeit Streckt
Ich schreibe dir dies, Nur so, Ohne Heute Und Vergangenheit,
Und träume dass das Licht Noch nicht Von hektischen Gedanken Zugeritten wird Von Unsittlichkeit
VERGÄNGLICHKEIT
Heute verliert das Kind in mir
Heute verliert das Kind in mir Aufs neue die Hoffnung
Diese scheint, Obschon es das wissen konnte Verborgen in einem Unlösbaren Knoten Von Liebe und Sorgen
Wiewohl getragen Von einem frühen Morgen Liegt das Dunkel auf der Lauer Wo allmählich, Unter der unerreichbaren Sonne, Die Erwartung stirbt
Was dann das Leben Immer ungefragt nachlässt Ist die Einsamkeit Welche man erbt
14-01-2008
HÖRE MICH
Höre mich Wenn ich flüstre Vom Pfad zu dem See Mit rufenden Schmetterlingen Und fragilen Wasserjungfern
Höre dich um Wie leise Klänge
Wehen Um meine Zunge Und díe ranken Lippen entlang
Vom Harfenspiel Aus meiner atmenden Seele
Es sind weiße Engel Welche noch aus meinen Seufzern Duftende Röschen pflücken
08-01-2008
SANFTER WÖRTERWIND
Mein Lächeln
Nährt verdorrte Wurzeln
Welche lange
Das Licht entbehren
Mussten
Ich fragte mich aber
Gibt es da noch Hoffnung
Auf Leben aus
Trockener Erde
Da es nur
Von Tränen
Zehren konnte
Ich umsorge die noch Scheuen Schößlinge
Blase einen sanften
Wörterwind
Das zarte Grün entlang
Ich weiß es sicher
Nichts hindert
Den trägen Weg
Zur Blüte
Einst bekommt die Sonne
Nachträglich die Gelegenheit
Ihre Arbeit
Zu wiederholen
06-01-2008
REICHE MIR DEINE HAND
Eine Hand Gleichwie deiner Ja, du dort Du ziehst gerade vorbei
Die Hand Sie scheint fügsam Und ist noch frei
Würdest du meine Berühren wollen Fühlen, fassen, Schmeichelnd lieben
Oder wie eine Gabe Empfangen in deiner Kurz umschließen Möglicherweise Teilen um zu verheilen Oder einfach im Vertrauen
Meine Finger sind weich Umhüllt von einer Sensiblen Oberfläche Ohne sich zu scheuen Werden sie näher Zu dir kommen
Ich werde nichts sagen Nur schweigen im Stillen Lassen wir sie sich schenken
Wünschen, dass eine Zärtlichkeit Sich möge senken
27-12-2007
EIN STILLEBEN
Gebogen Stütze ich mich Auf den Armlehnen Meiner Würde
Eine Ruhestätte Abseits des offenen Kamins; Ein Denkmal von Dignität
Ein hoher Stuhl mit Leder Aus dunklem Eichenholz
Die Jahre sind uns anzusehen Wenn die zierliche Schreinerarbeit Verschossen trauert
Das Ofenfeuer erlöscht Gleich meiner Zukunft Welche allmählich abflaut
22-12-2007
SICH UMSEHEN NACH MORGEN
Ich sehe mich um Nach Morgen
Wo das Licht Noch fleckenlos ist
Fühle mich dann In der Zukunft Geborgen
Eine Erwartung Ohne Sorgen
Und du, ja du Mich nicht vermisst
KOMM DOCH
Meine Hände strecke ich dir entgegen Getragen von fragenden Armen
Komm doch, Flüstert meine Stimme
Ich hebe dich zu meinem Rosenbett Werde deine zarte Haut erwärmen
Ich streiche deinen verletzbaren Leib entlang Meine Augen auf dich gerichtet Verlegen siehst du ins Innere Das Verrät dein lächelndes Gesicht
Komm doch, Flüstert meine Stimme
Fühle die Stille in uns sinken Schaue auch meine Runzeln an Sie zeigen die Weichheit Geboren aus sprachlosen Erzählungen
Komm......
15-12-2007
DEM STERBEN ZUGETAN
Wenn dem Jahr das Ende naht Verbleibe ich etwas tiefer im Inneren Der Himmel taucht dann ungefragt In meine Seele
Ich ziehe mich in Mich selbst zurück Als ob ich die Hinwendung zum Sterben erlernen muss
Das hängende Grau Zwingt sich durch meine Haut Um die Machbarkeit Und den Winterschlaf vorzuziehen Wie meine allerletzte Braut
Wenn Hoffnung weiter reicht Als die Einsicht und Das Gebirge sich ausweitet Bis in den Sehkreis Der letzten schwelenden Tage Kann ich nur warten auf etwas Licht Um mich der Natur gegenüber Demutsvoll zu geben
ICH GEBE EUCH EINEN LESEFREIEN TAG (IRONIE)
Ein einziges Wort ist genug Schweigen noch besser Ich komme dann zur Ruhe Und du wirst nicht gestört Während deiner täglichen Schufterei
Nicht, dass du darum fragst Und ich weiß, wie es sich gehört, Bin dann schnell ausgequengelt
Ich, ein großer Schriftsteller, Falle dir heute nicht zur Last Mit erbaulichem Getue Oder poetischem Geschwätz
Manchmal werde ich echt müde Von meinem eigenen Gedrängel Du kennst das doch auch Jeder hat einmal Seinen schwachen Augenblick
Also, ich gehe nun Du hast heute von mir Nichts zu befürchten
11-12-2007
MEINE GRACHT
Ich schlendere die tiefe Gracht entlang Betrachte stets, was mir begegnet Nicht alles kommt dann herein So ich gerne möchte Die Wirklichkeit hat eingebüßt Das Große würde mich schwer tun lassen
So gehe ich oft hier meinen Weg Manchmal irrend in Gedanken Eine Stelle von Nachsinnen Von imaginären Kräften Welche mich erstaunen Von der Palette des Wassers
Grün und Kopfstein Hier so überreichlich anwesend Und mein Gemüt mildern Bis entsteht Zuneigung Für mich selber und Manchen
Im Wasser widerspiegelt meine Welt Endlos blau mit leichten Schatten Durchkreuzt von trägen Enten Welche wegtreiben zum Stauwerk
So, denke ich nun Auch ich führe mit dem Wasser, Eine intensive Lebensgestik, Wodurch ich werde mitgeschleppt
Nun, morgen oder später
05-12-2007
DIE UNSICHTBARE ANDERE SEITE
Wenn die Sonne Sich verkroch in Meiner Hand Und das Gesicht Von Blättern Bedeckt war
Fühlte ich mich Überwältigt Von Freude Welche strömte durch Unendliche Adern
Es war nahe einem Feld, Das sich an den Weiträumigen Waldrand Anschmiegte Wo der Tag, so schien es, Sich fast nahezu Erschöpft zeigte
Der Abend hing Über voll gesäten Rinnen des flachen Landes, Das wartete auf die Feuchtigkeit der Dunkelheit
Ich war dort kurz Mit meinen Gedanken Sie änderten sich in Träume der unsichtbaren Anderen Seite
29-11-2007
BEI VERSCHWINDENDEM LICHT
Wenn die Dunkelheit Des Abends Ihr Maul öffnet Und das Licht uns Noch kurz die Hand Reichen mag
Empfinde ich Eine sich nähernde Stille Als würde der Tod mich Beim Schlafittchen Fassen wollen
Oder wird es Mein Verjähren sein, Dass Gedanken Im Dämmerlicht Sich mehr reflektieren An meinem Sterben
Aber auch der Tag Von morgen Ist nur eine Idee Noch etwas von der Zukunft Erben zu dürfen
28-11-2007
IN SCHWANG
Ich schreibe nun Etwas Was du verstehst
Es ist Einfach Und ohne Bedeutung
"Guten Tag"
So, Das war es
Meine Bescheidenheit War kurz im Schwange
Für dich doch Eine Erleichterung
27-11-2007
EIN KALEIDOSKOP
Erste Version:
Ein Gedicht ist Wie ein Kaleidoskop Für die Individuelle Seele
Wo Worte, Sprachlos, Nach dem Gefühl Wehen
Zweite Version:
Ein Gedicht ist Wie ein Kaleidoskop Für die Individuelle Seele
Wo Worte, Sprachlos, Nach dem Gefühl Sehnen
26-11-2007
MEINE GABEN
Nicht daß Ich euch Nun noch Viel zu Sagen habe
Man kennt Schon lange Meine Sympatischen Gaben
auch der tag - von morgen - ist nur eine idee --