Herbstnachmittag
Halbschläfrig sitz ich im Lehnstuhl; Vor der Tür auf dem Treppenstein Schwatzen die Mädchen und schauen In den hellen Sonnenschein.
Die Braunen, das sind meine Schwestern, Die Blond' ist die Liebste mein. Sie nähen und stricken und sticken, Als sollte schon Hochzeit sein.
Von fern das Kichern und Plaudern Und um mich her die Ruh, In den Lüften ein Schwirren und Summen Mir fallen die Augen zu.
Und als ich wieder erwache, Ist alles still und tot, Und durch die Fensterscheiben Schimmert das Abendbrot.
Die Mädchen sitzen wieder Am Tisch im stummen Verein; Und legen zur Seite die Nadeln Vor dem blendenden Abendschein.
Theodor Storm (1817-1888) Uit: Gedichte. In: Sämtliche Werke
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Oktoberlied
Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag Vergolden, ja vergolden.
Und geht es draußen noch so toll, Unchristlich oder christlich, Ist doch die Welt, die schöne Welt, So gänzlich unverwüstlich!
Und wimmert auch einmal das Herz, Stoß an, und laß es klingen! Wir wissen's doch, ein rechtes Herz Ist gar nicht umzubringen.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag Vergolden, ja vergolden.
Wohl ist es Herbst; doch warte nur, Doch warte nur ein Weilchen! Der Frühling kommt, der Himmel lacht, Es steht die Welt im Veilchen.
Die blauen Tage brechen an; Und ehe sie verfließen, Wir wollen sie, mein wackrer Freund, Genießen, ja genießen!
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Afbeelding: Theodor Storm in 1886.
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