De Duitse dichter, schrijver en graficus Christoph Meckel werd geboren op 12 juni 1935 in Berlijn. Zie ook alle tags voor Christopher Meckel op dit blog.
Uit: Kein Anfang und kein Ende
Ich war der Blindenführer des Unbekannten, LEITBURSCH! riefen die Kinder im Hinterland. Herkunft und Namen des Alten weiß ich nicht. Wenn er laut redete, als ob er allein war kamen für meine Ohren fremde Wörter, mit denen ich nicht lebte, und kein andrer. Ich füllte den Wassersack, und wenn er scheißte, hielt ich ihm Gras, paar Stücke Papier hin.
Auf die Arbeit konnte ich nicht stolz sein, aber die Sorge für ihn war gute Arbeit, immer dieselbe. Leer waren die Augen nicht immer. Schwarz war das linke, das andre weiß, er hat gesehn, bevor er unsehend wurde. Was er gesehn hat, weiß ich nicht. Davon, wie von allem, hat er kein Wort gesagt.
Ich frage ihn hundertmal: Was hast du gesehn, bevor du fürs Leben nichts mehr siehst. Was ich gesehn hab, sagt er, ist vor mir gestorben, Ich hab es gesehn, jetzt hat es ein Grab, das lebt und läuft herum, blind, ohne Tod und Friedhof. Gesehn hab ich auch, was noch lebt, wenn ich tot bin. Wo das Eine bleibt, das Andre, das Halbe hinkommt, das Ganze. Du sollst nicht fragen, damit ich dir was erzähle, und für deine Ohren erfinde, was falsch ist.
Er hält das Gesicht in die Luft, als wenn von oben Vogel im Schwarm auf seine Augen stürzt. Tickelt er mit der Stockspitze auf die Steine, und was tief unten vor ihm auf der Piste herumliegt, tot, halbtot, lebendig, geprügelter Hund, Reste von Rädern und Krügen, zertrampelte Kröte, Abfall der Bordelle, verpisste Knochen, damit der Alte drüberrutscht und hinschlägt.
Seine Wut ist Gemurmel der brüchigen Stimme. Zeichen geben, verflucht! Er tickelt, tackelt mit der Stockspitze durch die Luft nach mir, Kopf oder Bauch egal, wo der Stecken reinhaut und steckt wie der Nagel in der Wand, der Dorn im Finger. Ich zieh ihn am Arm aus der Pfütze, in der er dreckig, bewusstlos, kalt, sekundenlang umkam, der Kniende trieft, der Stehende schlackert Schlamm und Wasser von sich, frierender Hund, und bellt nicht. Oft allein, ohne Zeugen, aus dem Dreckloch gekrochen.
Christoph Meckel (Berlijn, 12 juni 1935)
De Duitse schrijver, schilder en illustrator Wolfgang Herrndorf werd geboren op 12 juni 1965 in Hamburg. Zie ook alle tags voor Wolfgang Herrndorf op dit blog.
Uit: Bilder deiner großen Liebe
“Verrückt sein heißt ja auch nur, dass man verrückt ist, und nicht bescheuert. Weil das viele Leute denken, dass die superkomplett be-scheuert sind, die Verrückten, nur weil sie komisch rum-laufen und schreien und auf den Gehweg kacken und was nicht alles. Und das ist ja auch so. Aber so fühlt es sich nicht an, jedenfalls nicht von innen, jedenfalls nicht immer. Es macht einem nur wahnsinnig Angst, wenn man merkt, dass man gerade auf den Gehweg kackt und weiß, dass das nicht üblich ist und dass so was nur Leute ma-chen, die verrückt sind, und diese Angst macht, dass es einem auch wieder ganz gleichgültig ist, was die anderen denken, ob die jetzt gucken oder nicht, weil man in dem Moment wirklich andere Probleme hat. Und mein Problem war eben, dass ich langsam wieder verrückt wurde. Es war nicht das erste Mal, deshalb wusste ich schon, wie das läuft und dass das in Schüben kommt. Für wer sich das nicht vorstellen kann: wie Hunger oder Durst, oder wenn man ficken will. Das kommt ja auch in Schüben. Und nicht immer, wenn's einem passt. Und da stehe ich jetzt im Garten, vier hohe ziegelsteinmauem um mich rum. Eltern sind weg, Ärzte und Pfleger auch gerade weg, und vor mir ein riesiges Tor aus riesigem Eisen. Die Blumen blühen. Die Blumen, die der Depri mir ge-zeigt hat mit seiner Depribegeisterung, was schlimm ist. Alle Depris versuchen immer sofort, dich in ihre Depri-scheiße reinzuziehen. Aber die Blumen sind okay und können nichts dafür, wer sie gut findet. Sie haben sich das nicht ausgesucht- Wenn sie es sich aussuchen könnten, würden sie vielleicht mich aussuchen. Und darüber denke ich seit zwei Stunden nach. Und am Himmel die Sonne, mein schöner Freund. Ich hebe also den Arm und zeige mit der Hand nach oben, sodass mein rechter Daumennagel genau den Rand der Sonne berührt, damit sie nicht mehr weiterwandert. Und da wandert die Sonne nicht mehr weiter, und die zeit steht still. Das ist leicht. Und auch das ist leicht: Mit sanf-tem Druck des Fingernagels schiebe ich die Sonne Millime-ter für Millimeter zurück, und da weiß ich: Am Anfang war die Kraft. Isabel, Herrscherin über das Universum, die Pla-neten und alles. Wenn ich will, dass die Sonne steht, steht die Sonne. Wenn ich will, dass das Eisentor aufgeht, dann geht das Eisentor auf. Und im selben Moment geht es auf Ein Lkw fährt durch, und ich hinter dem Lkw vorbeige-huscht und raus. So schnell kann keiner gucken. Aber es guckt eh keiner. Draußen ist dann auch alles gleich viel besser. Es ist nicht finster, sondern alles wieimmer. Und wie ich das sehe, dass alles wie immer ist, bin ich selbst gleich wieder wie immer.“
Wolfgang Herrndorf (12 juni 1965 – 26 augustus 2013) Cover
De Nederlandse schrijfster Anne Frank werd geboren in Frankfurt am Main op 12 juni 1929. Zie ook alle tags voor Anne Frank op dit blog.
Uit: The Diary of a Young Girl (Vertaald door B. M. Mooyart-Doubleday)
“FRIDAY, 14 AUGUST 1942 Dear Kitty, I've deserted you for an entire month, but so little has happened that I can't find a newsworthy item to relate every single day. The van Daans arrived on 13 July. We thought they were coming on the fourteenth, but from the thirteenth to six-teenth the Germans were sending out call-up notices right and left and causing a lot of unrest, so they decided it would be safer to leave a day too early than a day too late. Peter van Daan arrived at nine-thirty in the morning (while we were still at breakfast). Peter's going on sixteen, a shy, awkward boy whose company won't amount to much. Mr and Mrs van Daan came half an hour later. Much to our amusement, Mrs van Daan was carrying a hatbox with a large chamber pot inside. 'I just don't feel at home without my chamber pot,' she exclaimed, and it was the first item to find a permanent place under the divan. Instead of a chamber pot, Mr van D. was lugging a collapsible tea table under his arm. From the first, we ate our meals together, and after three days it felt as if the seven of us had become one big family. Naturally, the van Daans had much to tell about the week we'd been away from civilization. We were especially interested in what had happened to our flat and to Mr Goldschmidt. Mr van Daan filled us in: 'Monday morning at nine, Mr Goldschmidt phoned and asked if I could come over. I went straight away and found a very distraught Mr Goldschmidt. He showed me a note that the Frank family had left behind. As instructed, he was planning to take the cat to the neighbours, which I agreed was a good idea. He was afraid the house was going to be searched, so we went through all the rooms, tidying up here and there and clearing the breakfast things off the table. Suddenly I saw a notepad on Mrs Frank's desk, with an address in Maastricht written on it.”
Anne Frank (12 juni 1929 – maart 1945) Cover
De Turks-Duitse schrijfster en actrice Renan Demirkan werd geboren op 12 juni 1955 in Ankara. Zie ook alle tags voor Renan Demirkan op dit blog
Uit: Septembertee
“Es war mir immer unverständlich, wie sich Menschen festlegen können. Festlegen auf einen Beruf zum Beispiel, oder auf einen Mann fürs Leben oder aber auch auf eine »Leitkultur« für alle. Wie soll das denn gehen?, frage ich. Kein Mensch besteht aus nur einer Erfahrung. Oder aus nur einer Begegnung. Keine Kultur aus nur einer Geschichte. Das Leben ist weder monothematisch noch monokausal. Ich selbst kann mich an keinen Tag erinnern, an dem ich von morgens bis abends immer derselbe Mensch gewesen wäre: Ich war abwechselnd und zuweilen auch gleichzeitig Tochter und Schülerin, Schwester und Freundin, Geliebte und Mutter, Türkin und Deutsche, Nachbarin, Angestellte und Kollegin. Dabei ist keines dieser Ichs eine Solistin, denn jede Erfahrung mit einem neuen Gegenüber geht »nahtlos und ohne unausgefüllte Zwischenräume« in die Erfahrung mit dem Nächsten über und »bewahrt gleichzeitig ihre Identität«, wie der Philosoph John Dewey in »Kunst als Erfahrung« schreibt. Das heißt, man hat nie nur ein Leben, sondern besteht aus verschiedenen Paralleluniversen. Wir sind gemacht aus dem Genpool unserer Ahnen und unseren eigenen Erfahrungen. Deshalb, so Dewey, »existiert kein Mensch ausschließlich innerhalb des Bereichs seiner eigenen Haut«. Wir sind vielmehr ein Echo all der Leben, die uns abverlangt werden, und versuchen im täglichen Dazwischen mühsam, ein selbstbestimmtes und einmaliges Ich zu kreieren. Und werden dabei nur zu einem neuen Echo, nämlich dem unserer eigenen Wunschvorstellungen. Je mehr ich versuchte, irgendeine Art kontinuierliche Identität in mir zu finden, je öfter ich fragte: Wer bin ich mit welchem Gegenüber? Und wie verhalte ich mich in dem jeweiligen Kontext?, desto mehr Erfahrungswelten fächerten sich in mir auf. Und ich sah, dass ich als Tochter meiner Mutter eine andere Tochter war als die Tochter meines Vaters. Ich war als Vertraute meiner Schwester eine andere als die Vertraute meiner Freundin Evelyn. Ich war bei meiner Klassenlehrerin eine andere Schülerin als bei der Mathelehrerin, bei meiner Sprechtechnikdozentin wurde ich automatisch eine andere Studentin als bei dem szenischen Lehrer. Jede dieser Veränderungen geschah ohne Druck oder Verstellung, denn jedes neue Gegenüber forderte mir ein anderes Verhalten und Denken ab. Ich merkte nur erst viel später, dass ich oft überfordert war und es nach wie vor immer wieder bin, wenn ich etwas völlig Neuem begegne. Aber ich möchte keine dieser Erfahrungen missen, denn ich habe nur dazugelernt.“
Renan Demirkan (Ankara, 12 juni 1955) Cover
De Amerikaanse dichteres en schrijfster Djuna Barnes werd geboren in Cornwall-on-Hudson, Orange County in de staat New York op 12 juni 1892. Zie ook alle tags voor Djuna Barnes op dit blog.
In General
What altar cloth, what rag of worth Unpriced? What turn of card, what trick of game Undiced? And you we valued still a little More than Christ.
Seen From The 'L'
So she stands—nude—stretching dully Two amber combs loll through her hair A vague molested carpet pitches Down the dusty length of stair. She does not see, she does not care It's always there.
The frail mosaic on her window Facing starkly toward the street Is scribbled there by tipsy sparrows— Etched there with their rocking feet. Is fashioned too, by every beat Of shirt and sheet.
Sill her clothing is less risky Than her body in its prime, They are chain-stitched and so is she Chain-stitched to her soul for time. Ravelling grandly into vice Dropping crooked into rhyme. Slipping through the stitch of virtue, Into crime.
Though her lips are vague as fancy In her youth— They bloom vivid and repulsive As the truth. Even vases in the making Are uncouth.
Djuna Barnes (12 juni 1892 – 18 juni 1982) Cover biografie
De Italiaanse dichter en schrijver Sandro Penna werd geboren op 12 juni 1906 in Perugia. Zie ook alle tags voor Sandro Penna op dit blog.
Drowsy Autumn Arrives
Drowsy autumn arrives. Sparkling Behind shining glass two Shining eyes
Vertaald door Alexander Booth
Lady on a Streetcar You’d like to kiss your boy who doesn’t want to: He’d like instead to look at life outside. You’re disappointed then, but still you smile: At least it doesn't ache like jealousy, Even though he already looks just like The other who “to look at life outside” Left you like this.
Vertaald door A.Z. Foreman
I have come down from the burning hill
I have come down from the burning hill to stand by the station's fresh urinal. The dust and sweat that coat my skin intoxicate me. In my eyes the sun still sings. Body and soul I now abandon to the lucid whiteness of the porcelain.
Vertaald door Jamie McKendrick.
Sandro Penna (12 juni 1906 – 21 januari 1977) In de jaren 1940 in Rome
De Zwitserse schrijfster Johanna Spyri werd geboren in Hirzel op 12 juni 1827. Zie ook alle tags voor Johanna Spyri op dit blog.
Uit: Heidi kann brauchen, was es gelernt hat
„Als der Sebastian unten mit gewohnter Höflichkeit die Türe aufgemacht hatte, sagte er mit einem Bückling: »Wenn der Herr Doktor wollten so freundlich sein und dem Mamsellchen auch einen Gruß vom Sebastian bestellen.« »Ah, sieh da, Sebastian«, sagte der Herr Doktor freundlich; »so wissen Sie denn auch schon, daß ich reise?« Sebastian mußte ein wenig husten. »Ich bin... ich habe... ich weiß selbst nicht mehr recht... ach ja, jetzt erinnere ich mich: Ich bin eben zufällig durch das Eßzimmer gegangen, da habe ich den Namen des Mamsellchens aussprechen gehört, und wie es so geht, man hängt dann so einen Gedanken an den anderen an und so... und in der Weise...« »Jawohl, jawohl«, lächelte der Herr Doktor, »und je mehr Gedanken einer hat, je mehr wird er inne. Auf Wiedersehen, Sebastian, der Gruß wird bestellt.« Jetzt wollte der Herr Doktor gerade durch die offene Haustür enteilen, aber er traf auf ein Hindernis: Der starke Wind hatte Fräulein Rottenmeier verhindert, ihre Wanderung weiter fortzusetzen; eben war sie zurückgekehrt und wollte ihrerseits durch die offene Tür eintreten. Der Wind hatte ihr weites Tuch, in das sie sich gehüllt hatte, aber dergestalt aufgebläht, daß es gerade so anzusehen war, als habe sie die Segel aufgespannt. Der Herr Doktor wich augenblicklich zurück. Aber gegen diesen Mann hatte Fräulein Rottenmeier von jeher eine besondere Anerkennung und Zuvorkommenheit an den Tag gelegt. Auch sie wich mit ausgesuchter Höflichkeit zurück, und eine Weile standen die beiden mit rücksichtsvoller Gebärde da und machten einander gegenseitig Platz. Jetzt aber kam ein so starker Windstoß, daß Fräulein Rottenmeier auf einmal mit vollen Segeln gegen den Doktor heranflog. Er konnte eben noch ausweichen; die Dame aber wurde noch ein gutes Stück über ihn hinausgetrieben, so daß sie wieder zurückkehren mußte, um nun den Freund des Hauses mit Anstand zu begrüßen. Der gewalttätige Vorgang hatte sie ein wenig verstimmt, aber der Herr Doktor hatte eine Art und Weise, die ihr gekräuseltes Gemüt bald glättete und eine sanfte Stimmung darüber verbreitete. Er teilte ihr seinen Reiseplan mit und bat sie in der einnehmendsten Weise, ihm die Sendung an das Heidi so zu verpacken, wie nur sie zu packen verstehe. Dann empfahl sich der Herr Doktor.”
Johanna Spyri (12 juni 1827 – 7 juli 1901) Cover
De Oostenrijkse dichter en vertaler Hans Carl Artmann werd geboren op 12 juni 1921 in Wenen. Zie ook alle tags voor H. C. Artmann op dit blog.
Uit: gedichte von der wollust des dichtens in worte gefaßt
cagliari:
die ameise deiner adern greift meine sehnsüchte wenn ich das beschreibe was ein mittag verschweigt: singt dich selbst caruso meine zeile wird besser im stein deines gesichts die natur ist sinnloser ein sehr blaues wasser setzt dir bögen cagliari
carnac:
viele verbrannte lebensläufe druiden der aschenbecher euch
ich aber ach bin noch student sperling der stadt der türme
auf einem vogelbein hocke ich ohne audiovisuelle erfahrung
durch den rockärmel der magie spähe ich nach uralten echos
H. C. Artmann (12 juni 1921 – 4 december 2000)
De Duitse dichter Günter Nehm werd geboren in Wattenscheid op 12 juni 1926. Zie ook alle tags voor Günter Nehm op dit blog.
Alles mit W
Waltraud würde Windeln waschen, Wandern ist ihr höchstes Glück. Waltraud wartet wohl ein Weilchen, bleib ich allzu weit zurück.
Waltraud wird ein wenig wütend, kommt sie erst sehr spät ins Bett. Waltraud würde Windeln waschen, wenn sie nur ein Baby hätt'.
Waltraud wittert warme Würstchen, die sie über alles liebt. Waltraud wählt die Worte weise dass das W den Ton angibt.
Einen Grund für ihr Gebaren konnte ich noch nicht erfahren.
Altersdilemma
Um Verstopfung zu vermeiden, musst du dich am Trinken weiden. Flüssigkeit behebt die Stauung und ist gut für die Verdauung.
Fängst du an, das Bett zu nässen, kannst das Trinken du vergessen. Ständig in Urin zu baden, kann dem Selbstbewusstsein schaden.
Harter Stuhl und nasse Hosen können beide dich erbosen. Doch für eins der beiden Leiden musst du dich nun mal entscheidet
Beides ist nicht ideal, dir bleibt nur die Qual der Wahl.
Günter Nehm (12 juni 1926 – 11 februari 2009) Wattenscheid, marktdag
Zie voor nog meer schrijvers van de 12e juni ook mijn blog van 12 juni 2016 deel 2.
|