De Duitse schrijfster Felicitas Hoppe werd geboren op 22 december 1960 in Hameln. Zie ook mijn blog van 22 december 2008.xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:office:office" />
Uit: Picknick der Friseure
Jedes Jahr im Mai kommen die Friseure. Wir möchten Fähnchen schwenken wie sie und weiße Kittel tragen mit demselben Stolz. Wir bewundern ihre langen, geschmeidigen Hände und verdrehen gierig die Augen nach den großen Körben, die verheißungsvoll an ihren Armen hängen, gefüllt mit weißen Kaninchen und Eiern, Wein und Gebäck.
Es regnet nie, wenn die Friseure kommen. Sie brauchen nicht nach oben zu schauen, um zu wissen, daß der Himmel blau ist und die Sonne sich in ihren blanken Köpfen spiegelt. Wie Netze werfen sie weiche Decken aus; gleich neben dem See unter schattigen Bäumen in unserem Stadtpark. Sie haben nie Eile und liegen, wie Sommerstudenten, die Arme verschränkt unter den Nacken, mit halbgeschlossenen Lidern im Gras. Was hinter den Lidern vorgeht, wissen wir nicht, sie öffnen keine Bücher und hinterlassen keine Notizen in den Papierkörben. Wir lauern flach im Gebüsch und lauschen ihrem unschuldigen Atem, bis endlich einer sich erhebt, um das erste Kaninchen zu schlachten.
Zu den Tätigkeiten des Friseurs gehört das Waschen, das Schneiden, das Legen, das Kämmen, das Blondieren, das Färben, das Tönen, das Pflegen, das Ondulieren, das Glätten der Haare gegen den Wind, das Rasieren, das Maniküren, das Pediküren, das Anfertigen von Perücken und Haarteilen. Das liest das Kaninchen aus der haarlosen Hand des Friseurs, das wissen auch wir, zitternde Spione im Maibusch, aber wenn die Schere aufblitzt, kneifen wir fest die Augen zusammen und pressen die Hände auf Ohren und Kopf, als hätten wir noch immer den Trick nicht begriffen, wie alles nachwächst. Da lacht der Friseur und winkt uns zu und schlägt ein Ei in die Pfanne.
Wir aber gehörten nicht dazu. Mit Kahlköpfen speisen, das bringt kein Glück, sagte unsere Großmutter und rümpfte die Nase, als hinge ein Unglück in der Luft. Sie schnitt uns die Haare nach eigener Art mit stumpfer Schere kreuz und quer, wer wollte schon schön sein bei solchem Wetter. Sie verhängte die Fenster mit schweren Tüchern, wenn die Friseure vorbeizogen, und nagelte Bretter vor die Tür. Aber wir entwischten durch den Keller und hörten sie hinter uns keifen, als wir die Straße hinunter jagten. Wir konnten nicht warten, wir wollten schön sein, wir wollten auf weichen Decken sitzen und mittafeln an einem richtigen Tisch, ein weißes Tuch ohne Flecken und Reste, denn die Friseure saugten mit glänzenden Lippen das Fleisch von den Knochen, bis sie schimmerten wie polierte Zähne. Dann warfen sie sie in hohem Bogen über ihre Schultern in den See. Und so traten wir atemlos in ihre Dienste.
Felicitas Hoppe (Hameln, 22 december 1960)
De Oostenrijkse schrijfster Margit Schreiner werd geboren op 22 december 1953 in Linz. Zie ook mijn blog van 22 december 2008.
Uit: Haus, Friedens, Bruch.
Tag für Tag und besonders Wochenende für Wochenende lese ich in den Literaturbeilagen mit Entsetzen von den neuen Büchern der Kollegen. Alle unheimlich produktiv. Und selbstsicher. So an den Haaren herbeigezogen kann eine Story gar nicht sein, dass der Kollege nicht felsenfest davon überzeugt ist, ein Meisterwerk geschaffen zu haben. Das musst du heute auch sein, weil in jedem mickrigen Persönlichkeitstraining erfährst du ja, dass niemand von deiner Sache überzeugt sein kann, wenn du es nicht selbst bist. Aber umgekehrt stimmt die Sache natürlich nicht immer. Von mir aus kann so ein Kollege von seinen Schnapsideen überzeugt sein, wie er will, mich überzeugt er damit noch lange nicht. Mir wird nämlich sehr schnell langweilig bei diesen Kunsthandwerksbüchern, die da heute der Reihe nach erscheinen und gelobt und gepriesen werden, dass du nur so mit den Ohren wackelst. Und die Jungs featuren sich noch gegenseitig! Da lobt der eine den anderen wer weiß wie über den grünen Klee, und jeder Insider weiß, dass die beiden beste Freunde sind. Aber es gibt nicht nur die besten Freunde, es gibt auch die besten Literaten weit und breit. Und es ist wahrscheinlich immer ein schönes Gefühl, wenn man selbst bestimmt, wer das ist. Eine Lobby ist eine Gruppe von gleich Gesinnten oder besser: eine Gruppe von Menschen, die gleiche Interessen hat. Ein wirklicher Schriftsteller hat naturgemäß keine Lobby, weil niemand hat die gleiche Gesinnung wie er. Und Interessen hat er auch keine. Darum ist er ja Schriftsteller geworden: interesseloses Wohlgefallen! Siehe Immanuel Kant! Nicht einmal Einzelgängertum schützt vor Kitsch und Kunsthandwerk. Da gibt es unzählige Beispiele. Der Einzelgänger glaubt nämlich oft nur, dass er wahnsinnig einzelgängerisch ist, und in Wirklichkeit ist er sagenhaft angepasst, aber mit den Händen auf dem Rücken und der Nase in der Luft. Zur Schau gestellte Bescheidenheit und innere Hochnäsigkeit liegen ja bekanntlich ganz nahe beieinander. Aber ich will mich da jetzt nicht hineinsteigern. Nur andeuten, wie deprimierend die Literaturbeilagen sein können. Es kann natürlich auch ganz anders sein. Du liest in der Literaturbeilage einer Zeitung über das neue Buch eines Kollegen und bist begeistert! Schon während du den Artikel liest, fühlst du dich angeregt. Du springst hoch, stürzt zu deiner Schreibmaschine, um dir Notizen zu machen, und plötzlich ist die Blockade da. Hart, metallen, geradezu unüberwindbar. Du weißt nicht mehr, was du gerade noch anregend fandest, Stoff, Inhalt und Form zerfallen dir im Kopf wie Zuckerwatte im Mund.
Margit Schreiner (Linz, 22 december 1953)
De Zwitserse schrijver Hugo Loetscher werd geboren op 22 december 1929 in Zürich. Zie ook mijn blog van 22 december 2008.
Uit: War meine Zeit meine Zeit
Wie alle bin ich ungefragt auf die Welt gekommen. Ich gehöre zu denen, die versuchten, daraus etwas zu machen.
Unter den ersten Dingen, die mir zufielen, war eine Stadt. Diese lag an einem See, der Absicht nach lieblich und gelegentlich besungen, eingebettet zwischen Hügel und föhnverwöhnt, an den Hängen Wein, der bis zu brauchbarer Süße wächst.
Berühmt ist der Abfluss, die Limmat. An ihr war die Stadt gegründet worden. Sie fließt den Altstadtvierteln entlang, gesäumt von Kirchen, Zunfthäusern und dem Rathaus. An ihren Quais hatten einst Schiffe angelegt, waren Märkte abgehalten worden, woran ein Weinplatz oder die Gemüsebrücke erinnern. Vorbei an den steilen Mauerresten eines römischen Kastells und einer mittelalterlichen Pfalz.
Doch es gibt einen anderen Fluss, einen minderen, wilder und mit verbauten Ufern. Jenseits dieses Flusses war einst eingerichtet und angelegt worden, was nicht ins puritanische Bild der Stadt gepasst hatte: Das Siechenhaus, der katholische Friedhof, der Schlachthof oder die Hinrichtungsstätte. Hier lebten von jeher Kleinbürger und Proleten. Was von der Stadt aus gesehen jenseits lag, war ein Diesseits für diejenigen, die hier wohnten. Hier wuchs ich auf, einer, der versuchte, aus dem Ungefragten etwas zu machen.
Als Kind kletterte ich zum minderen Fluss hinunter, mich an den Sträuchern der Böschung absichernd, ermahnt von der Großmutter, nicht zu ertrinken. Doch tief war das Wasser nicht. Natürlich hüpfte ich von Stein zu Stein, zog manch vollen Schuh heraus, stand knietief im Fluss, als könnte man mit Beinen den Lauf sperren.
Viel später vernahm ich als Schüler von einer andern Art Fluss, von der Lethe. Aus diesem griechischen Fluss tranken die Toten, um zu vergessen, was hinter ihnen lag. Außer den chinesischen Toten, die tranken, um nicht Altlasten aus dem früheren Leben ins neue mitzuschleppen, einen Tee.
Ich erfuhr, dass nicht nur leben, auch tot sein kostet. Die Zulassung ins Totenreich ist nicht gratis. Ich hatte ein Sparschwein angelegt. Aber ich schlug es auf, bevor es galt, die Münzen für die Überfahrt in die Unterwelt zu entrichten. Das Geld kriegte nicht ein Fährmann, sondern eine Kioskfrau, für Heftchen, die nicht für Jugendliche bestimmt waren.
(...)
Hugo Loetscher (Zürich, 22 december 1929)
De Italiaanse dichter, schrijver en futuristisch kunstenaar Filippo Tomasso Marinetti werd geboren op 22 december 1876 in Alexandrië. Zie ook mijn blog van 22 december 2006 en ook mijn blog van 22 december 2007 en ook mijn blog van 22 december 2008.
Uit: Critical Writings (Vertaald door Doug Thompson)
Self-Portrait
I had a strange, colorful, uproarious sort of life. I started off with rose and black, a blossoming, healthy little tot in the arms and between the carbon-coke breasts, of my Sudanese nurse. Which maybe explains my somewhat blackish concept of love and my open antipathy toward milk-and-honey politics and diplomacy.
My fathers Piedmontese tenacity was passed on to me in the blood. It is to him that I owe the great strength of his willful, domineering, sanguine temperament, but fortunately, I have not inherited his dense tangle of spiritual arguments, nor his fantastic memory which made him, in his time, the greatest civil law lawyer in Alexandria.1
On certain evenings, down there in the witchery of Africa,
They would take us onto your dark, deserted beaches,
A doleful flock of boarders
Who crept along, placid and slow, watched over
By our priests, strict and black . . . Little blots
Of ink we were against the immaterial
Silks of a divine, oriental sky.
My mother,2 who was entirely composed of the most delicate, musical poetry of affectionate tears and tenderness, was Milanese. Though born in Alexandria, I feel myself bound to Milans forest of chimneys and its ancient Cathedral.
O Cathedral of Milan! I have terrified you
Brushing with my seagulls wings
Against the monstrous, steep slopes
Of your age-old cliffs. . .
You say I am a Milanese in too great a hurry.
When I was six, I was often severely scolded when I was caught red-handed, spraying passersby from our balcony.
They werent exactly passing by; rather were these solemn Arab merchants standing around, extending their lengthy, ceremonious greetings,with their backs arching their salaams, beneath their many-colored turbans, avidly bargaining for Parisian bed linen and chests of fruit with Jewish brokers and camel drivers.
On one side, my fathers house in Alexandria looked out onto a busy street, and on the other onto a huge walled garden that was filled with palm trees, fans gently waving against the foamy blue laughter of the African sea.
F.T. Marinetti (22 december 1876 2 december 1944)
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